Die Diskussion um die Zukunft des Verkehrs fokussiert sich zunehmend auf Aspekte der Elektromobilität. Die daraus resultierenden strategischen Herausforderungen und Fragestellungen für ÖPNV Unternehmen beleuchten Dr. Knut Petersen und Oliver Drümmer in ihrem Beitrag der aktuellen Ausgabe der Nahverkehrs-praxis unter dem Titel „Elektromobilität – Quo vadis ÖPNV?“. Einige Thesen aus diesem Artikel finden Sie nachfolgend, am Ende ist ein Link zum Download des kompletten Beitrags eingefügt.
Angesichts erkennbarer Trends wie einem stetig steigenden Mobilitätsbedürfnis, einem Wertewandel der „Automobilgesellschaft“ zu einer „Mobilitätsgemeinschaft“ und einem deutlich stärker entwickelten Umweltbewusstsein kann man davon ausgehen, dass die Elektromobilität ein dauerhaftes Thema bleibt. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Bedeutung der Automobilindustrie für die heimische Wirtschaft, den klimapolitischen Zielen der Bundesregierung und den erheblichen Anstrengungen anderer Nationen nimmt die politische Unterstützung für Elektro-Mobilität in Deutschland langsam Fahrt auf (s. Abb. 1). Die mediale Präsenz wird dabei allerdings beherrscht vom e-Pkw, also e-mobility für das und mit dem Auto.
Diese Entwicklungen werden nicht am deutschen ÖPNV vorbei gehen! Die Betroffenheit wird dabei vielfältig sein – und zeigt sich schon heute auf verschiedensten Ebenen:
ÞÖko – Imageverlust: Mit einer systematischen Verbreiterung des Angebots an elektrogetriebenen PKWs drohen die Verkehrsunternehmen den bisherigen Wettbewerbsvorteil „besonders grün/umweltfreundlich“ einzubüßen.
ÞDirekte Konkurrenzierung: In der Folge können sich ernsthafte Folgen auf der Nachfrageseite ergeben, die aus einem Rückgang der Fahrgastzahlen und einer Intensivierung des MIV resultieren („Nie wieder Busse und Bahnen!“)
ÞNeue Anbieter im Mobilitätsmarkt: Durch die diversen Aktivitäten unterschiedlicher Branchen (Energieversorger, Automobilhersteller, Elektroindustrie, Autovermieter) entstehen neue Mobilitätsanbieter und Konsortien, die ihrerseits Interesse an verschiedenen, heute ÖPNV-dominierten Mobilitätsbedarfen entwickeln, völlig neue Mobilitätsangebote konzipieren und den klassischen ÖPNV aushöhlen bzw. zur Rückfallebene degradieren könnten.
ÞFörderungswettbewerb: Zudem sind für die Erreichung der von der Bundesregierung gesteckten Ziele im Bereich der Elektromobilität erhebliche Investitionen erforderlich – Mittel, die möglicherweise nicht (mehr) dem ÖPNV zur Verfügung stehen werden.
Um diesen Gefahren und der Einseitigkeit der Diskussion entgegen zu treten, hat der VDV im Mai 2011 einen Führungsanspruch des ÖV bei der Entwicklung der Elektromobilität proklamiert. Ob dieser Anspruch realistisch erscheint, kann durchaus bezweifelt werden. Denn zum einen ist „der ÖPNV“ eine inhomogene Zusammenfassung vieler unterschiedlicher Akteure mit teils verschiedenartigen Interessen. Zum anderen ist E-Mobilität ein industriepolitisch globales Thema, in dem es für die Industrie um viel geht. Es scheint fraglich, dass sich diese Unternehmen (die häufig ganz andere Innovationsmöglichkeiten haben) einer ÖV-Führung ‚unterordnen‘.
Zudem legen Verkehrsunternehmen ihren Fokus bisher stark auf die Erprobung technischer Konzepte der Elektromobilität (von Hybrid-Antrieben über Wasserstoff- bis hin zu reinen Batteriekonzepten), und weniger auf ganzheitliche strategische Antworten für ihre Unternehmen in diesem neuen Kontext. Konzeptionelle Überlegungen, die auf die Verzahnung von Mobilitätsangeboten abzielen, neuartige Mobilitätsketten für den Nutzer schaffen und auf konkreten regionalen Lösungen mit neuen nachhaltigen Geschäftsmodellen basieren, nehmen zumindest bislang wenig Raum ein. Zudem wirken die Ansätze wenig koordiniert – jedes Unternehmen beschäftigt sich mit „seinem Versuch“, der Austausch untereinander erscheint sporadisch und auf die individuellen Netzwerke beschränkt.
Als zukunftsweisende Antworten auf diese Herausforderungen bieten sich Netzwerke und Partnerschaften mit starken Synergieeffekten an. „Der“ ÖPNV kann durchaus eine wesentliche Rolle mit innovativen Konzepten einnehmen, wenn er seine Möglichkeiten konkret in integrative Konzepte mit industriellen Partnern einbringt. Denn auch die industriellen e-mobility-Akteure werden auf strategische Partnerschaften angewiesen sein, in denen die ÖV-Vertreter wichtige Akzente setzen können.
Lesen Sie mehr dazu, welche ÖPNV-Unternehmen prädestiniert für strategische Partnerschaften erscheinen, in dem vollständigen Nahverkehrspraxis-Artikel:
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Bei näherem Interesse zum Thema Elektromobilität und ÖPNV freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme
mit ► Herrn Dr. Knut Petersen (E-Mail: k.petersen@bsl-transportation.com) oder
mit ► Herrn Oliver Drümmer (E-Mail: o.druemmer@bsl-transportation.com).
05. Februar 2012