Kaufen wir unsere „Mobilität“ in Zukunft bei VW und Google? Die Einführung Intermodaler Verkehrssysteme dürfte die Struktur der konventionellen Mobilitätsbranche stark durcheinanderwirbeln. So könnte schon ab 2020 die Hälfte aller Transport-Ausgaben in entsprechende Systeme fließen. Zu diesem Ergebnis kommt die von BSL und C4D veröffentlichte Studie „Intermodale Verkehrssysteme in Deutschland“. Optimal ausgestaltete Intermodale Systeme schaffen einen eindeutigen Mehrwert für Konsumenten und Umwelt. Aber welche Branchen werden Gewinner und welche Verlierer sein? Welcher Marktakteur macht den Anfang und nimmt die Risiken auf sich? Und wie sieht ein solches „optimales Intermodales System“ eigentlich aus?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich die aktuelle Studie der Branchenspezialisten von BSL für den Öffentlichen Verkehr und Consulting4Drive GmbH für die Automobilindustrie. Die Umsetzung Intermodaler Verkehrskonzepte markiert zweifelsohne den Beginn eines neuen Mobilitätszeitalters. Waren die Mobilitätsformen des ÖPV und des Individualverkehrs (IV) bislang noch weitgehend voneinander entkoppelt, entstehen nun sukzessive vernetzte Systeme unterschiedlicher Mobilitätsanbieter. Intermodale Verkehrssysteme integrieren somit Leistungen verschiedener Verkehrsanbieter informationell und physisch und vereinen sie zu einer systematisch vernetzten Dienstleistung. Kunden müssen sich nicht mehr selbst umständlich die jeweils gewünschte Verbindung von A nach B unter Nutzung verschiedener Verkehrsträger und unter Berücksichtigung verschiedener Nebenbedingungen und Optimierungsparameter zusammenstellen.
Die Studie skizziert ein denkbares Zielszenario eines optimalen, marktfähigen Intermodalen Systems im Detail. Entscheidende Eckpfeiler sind dabei dessen globale Anwendbarkeit, die Sicherstellung einer bedarfsgerecht bereitgestellten Mobilität durch übergreifende Standards sowie ein jeweils lokales Mobilitäts-Management.
Für die Nutzer bedeutet ein entsprechend optimiertes System eine schnellere, bequemere und attraktivere Mobilität. Dies begünstigt den Studienergebnissen zufolge ein generelles Marktwachstum und eröffnet somit allein in Deutschland ein aggregiertes Umsatzpotenzial mit intermodaler Ausrichtung von knapp 100 Mrd. EUR.
Unternehmen sind hingegen gefordert, die Teilnahme an einem derartigen System und ihre jeweilige Funktion im System genau abzuwägen bzw. zu definieren.
Häufig wird bei der Frage, welche Branche die Vorreiterrolle übernehmen, investieren und langfristig die Steuerung eines Intermodalen Systems übernehmen soll, der „Ruf nach der öffentlichen Hand“ laut. Doch existieren, wie die Studie zeigt, durchaus auch relevante Gewinnaussichten für private Unternehmen.
Alle potenziellen Anbieter können von der Teilnahme an einem optimal ausgestalteten Intermodalen System profitieren – auch wenn sie keine Führungsrolle einnehmen und dadurch auf einen direkten Kundenkontakt verzichten. Neben den ÖPV-Anbietern sind auch weitere Akteure daran interessiert, die Dienstleistung „Mobilität“ zu erstellen und zu verkaufen. So könnten sich z. B. auch Automobilhersteller zu integrierten “Mobilitätsanbietern“ wandeln und Internet-Unternehmen oder Systemanbieter einen integralen Bestandteil der Wertschöpfung übernehmen.
Die damit verbundene Anpassung von Branchen-Strategien kann eine Verschiebung der Wertschöpfungskette und ggf. sogar deutliche Neupositionierungen einzelner Unternehmen bewirken. Auch Kooperationen innerhalb der neugestalteten Branchenlandschaft spielen eine wichtige Rolle, um Intermodale Systeme zielführend umzusetzen. Gelingt dies, könnten jedoch nicht nur Unternehmen, sondern auch Konsumenten und Umwelt davon profitieren, so das Fazit der Studie.
Auszüge aus unserer Studie finden Sie ► hier zum Download.
03. März 2015