USEmobility – Warum wechseln Reisende in Europa das Verkehrsmittel?

Mobilität beginnt im Kopf – und da ist viel in Bewegung. Gemeinsam mit sechs europäischen Partnern hat BSL Transportation Consultants im Rahmen des EU-Forschungsprojektes ‘USEmobility – Understanding Social behaviour for Eco-friendly multimodal mobility‘ das Mobilitätsverhalten der Europäer untersucht. Im Rahmen des Projektes wurden über 10.000 Personen die ihren persönlichen Mobilitätsmix in den letzten fünf Jahren verändert haben (sog. „Wechselnutzer“, engl. „swing user“), in sechs europäischen Ländern (Österreich, Belgien, Kroatien, Deutschland, Ungarn und den Niederlanden) im Detail über ihre Wechselgründe befragt. Parallel dazu wurden in Interviews mit Entscheidungsträgern aus Verkehrsunternehmen, Fahrgast- und Umweltverbänden, Verwaltung und Politik die Erfolgsfaktoren attraktiver ÖPNV-Systeme identifiziert.

Dynamische Verkehrsmittelwahl – Lebenssituation ist ausschlaggebend für Veränderung

Die Auswertung der Befragung führte zu zahlreichen interessanten Ergebnissen:

  • Verkehrsmittelwahlverhalten weist eine weit höhere Dynamik auf, als es der statisch anmutende Modal Split erwarten lässt. Fast die Hälfte der Befragten gab an, in den letzten fünf Jahren ihr Mobilitätsverhalten geändert zu haben.
  • Pragmatische und situationsbedingte Verkehrsmittelwahl sind weit verbreitet. Über 40 Prozent der Befragten entscheiden pragmatisch, für welchen Anlass sie welches Verkehrsmittel nutzen.
  • Entscheidungen für oder gegen ein bestimmtes Verkehrsmittel werden oftmals rational in Anhängigkeit der „harten Faktoren“ (Preis, Reisezeit, Anzahl Umstiege,…) getroffen. Die Bedeutung der „weichen Faktoren“ (Atmosphäre, Komfort, Sicherheit, ..) sollte aber dennoch nicht unterschätzt werden
  • Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Verkehrsmittelwahlverhalten und Veränderungen in der persönlichen Lebenssituation der Menschen (Arbeitsplatzwechsel, Umzug, PKW-Verfügbarkeit, gesundheitliche Einschränkungen…)
  • Bei der Verkehrsmittelwahl liegt somit weniger ein klassisches „Entweder-Oder“ vor, als vielmehr zunehmend ein dynamisches „Sowohl-Als-Auch“, da multimodales Verhalten bereits von einem Drittel der Befragten in der Kombination mehrerer Verkehrsmittel auf einer Fahrt praktiziert wird.

Implikationen für Marktakteure: Die Chancen nutzen für mehr Kunden

Für die Praxis haben die Erkenntnisse eine große Bedeutung: Wo viel Bewegung ist, da gibt es für Politik und Unternehmen auch vielfältige Gelegenheiten, eine Entscheidung der Reisenden im Sinne des öffentlichen Verkehrs herbeizuführen. Insbesondere den Verkehrsunternehmen können die Erkenntnisse aus USEmobility für eine noch deutlicher auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnittene Angebotsgestaltung nutzen. Auch im Marketing kann USEmobility Anwendung finden: Eine zielgruppenspezifische und stärker individualisierte Kundenansprache vor, während und nach Lebensumbruchsituationen, kann das Verkehrsmittelwahlverhalten nachhaltig beeinflussen. Eine individuelle Betrachtung einzelner Verkehrsunternehmen oder Verkehrsräume kann hier noch weiterführende Erkenntnisse liefern.

Die aus den Projektergebnissen resultierenden Implikationen wurden im Rahmen der Projektdokumentation in strategische Handlungsempfehlungen für Verkehrsunternehmen, Fahrgast- und Umwelt-Verbände und die (Europäische) Politik integriert.
 

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23. September 2014