Rückblick auf das 2. BSL Transportation Forum

Unter dem Leitsatz „ÖV 2.0 – Öffentlicher Verkehr im Wandel“ standen die Beiträge des 2. BSL Transportation Forums, das Ende September in Hamburg auf eine sehr positive Resonanz bei den über 30 Teilnehmern stieß. Das Ambiente diesmal vom eindrucksvollen Blick auf die maritime Hafenkulisse der Freien und Hansestadt geprägt, die sich bei strahlendem Sonnenschein von ihrer besten Seite zeigte.

In Ihren Vorträgen legten die 10 Referenten eindrücklich dar, wie sich die ÖPNV Branche sowohl neuen Themen zuwendet, als auch den Dauerbrenner „Restrukturierung“ unter neuen Blickwinkeln und modernen Methoden anzugehen versteht. In seinem Eingangsvortrag betonte Volker Lampmann, bisheriger Leiter der Leitstelle Elektromobilität Rhein-Main und Geschäftsführer der OVB, die Dringlichkeit von Maßnahmen zu einer nachhaltigen Reduzierung des CO2-Verbrauchs der Busflotten, damit die Branche auch weiterhin ihren Umweltvorteil gegenüber dem motorisierten Individualverkehr behalten kann. In diesem Zusammenhang wird die Elektromobilität in ihrer heutigen Vielfalt und eine Integration des ÖPNV in übergreifende Mobilitätsketten eine wichtige Rolle spielen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass dafür ein noch besser koordiniertes Vorgehen der Verkehrsunternehmen und der Industrie notwendig sein wird.

Verkehr ist das Ergebnis von Mobilität – auf dieser Erkenntnis beruht das agentenbasierte Planungsmodell MatSim, das von Dr. Marcel Rieser von der Zürcher Firma Senozon AG vorgestellt wurde und Verkehrsunternehmen zahlreiche Möglichkeiten bietet, bei ihren Markt- und Planungsaktivitäten das gesamte Mobilitätsverhalten ihrer Kunden zu berücksichtigen. Heinz Krafft-Neuhäuser von den Berliner Verkehrsbetrieben berichtete von ersten erfolgversprechenden Erfahrungen der BVG bei der Nutzung des Systems für kundengruppenspezifische Planungsansätze und betriebliche Fragestellungen.

Für ein Verständnis der IT als zentralen Erfolgsfaktor und „enabler“ – und nicht als reinen Kostenfaktor, dafür warben Niels Fischer, Partner der auf IT-Fragen spezialisierten Managementberatung Schickler, und Dr. Knut Petersen von den BSL Transportation Consultants. In ihrem Vortrag gaben sie einen Überblick, welche Themenfelder für eine zeitgemäße Aufstellung der Unternehmens-IT – auch und gerade in der Verkehrsbranche – anzugehen sind und in erfolgreichen Unternehmen anderer Branchen bereits mit besonderer Aufmerksamkeit vorangetrieben werden.

In einem besonders lebhaften, im Dialog mit den Teilnehmern gestalteten Vortrag stellten Olaf Lilla und Wolfgang Hubenthal von den Fahrzeugwerkstätten Falkenried in Hamburg die Rolle der FFG als Werkstatt-Dienstleister für die Busse der Hamburger Hochbahn sowie die aus ihrer Erfahrung notwendigen Paradigmenwechsel in der Businstandhaltung von morgen vor.

Martin Koller, Bereichsleiter Bus der Berliner Verkehrsbetriebe, gab anschließend in seinem Vortrag über Restrukturierungsansätze in privaten und öffentlichen Verkehrsunternehmen einen sehr authentischen Einblick in die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, die Führungskräfte bei der Gestaltung von Veränderungsprozessen in privaten und öffentlichen Unternehmen vorfinden.

Abgerundet wurde der erste Tag durch den Bericht von Thomas Schulte, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr, zum Thema „Restrukturierung 2.0“. Im Mittelpunkt standen hierbei die verschiedenen Ansätze, die zu verfolgen sind, um in der praktischen Unternehmens-Realität auch in wiederholten Restrukturierungsphasen weiterhin nachhaltige Verbesserungen der Ergebnissituation zu erreichen und gleichzeitig die Motivation der Führungskräfte und Mitarbeiter zu erhalten und zu stärken.

Nach einer abendlichen Rundfahrt durch den Hamburger Hafen auf der Barkasse „Buenos Aires“, bei der sich die Teilnehmer von gutem Essen, fachkundiger Führung und – trotz Frühherbst – sommerlichen Temperaturen begeistern ließen, standen am zweiten Veranstaltungstag der Schienenpersonenverkehr und Vertriebsthemen im Mittelpunkt.

Zunächst gab Herr Veit Salzmann, Geschäftsführer der Hessischen Landesbahn, einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen im SPNV-Markt. Dieser ist nach seinen Erfahrungen geprägt durch immer weniger Marktteilnehmer und immer größere Herausforderungen bei der Fahrzeugfinanzierung. Um den Markt zu erhalten, sind nach seiner Einschätzung flexible, auf die jeweilige Situation angepasste Vergabe- und Vertragsformen sowie der weitere Abbau von Markthemmnissen insbesondere bei Vertrieb und Infrastruktur notwendig.

Die letzten drei Vorträge standen ganz im Lichte des sich entwickelnden Tarif- und Vertriebswettbewerbs im SPNV. Christian Grotemeier von den BSL Transportation Consultants gab in seinem Vortrag einen Überblick über die Herausforderungen der komplexen und größtenteils historisch gewachsenen Tariflandschaft in Deutschland. Er wies auf die unternehmerischen Chancen aus differenzierten Tarifangeboten hin und zog einen spannenden Vergleich zu Lösungen auf dem britischen Eisenbahnmarkt.

Mit Dirk Bestmann, Leiter des Bereiches Vertrieb und Verkehrswirtschaft der Hamburger Hochbahn und Martin Oellers, Key Account Manager der DB Vertrieb GmbH, stellten daraufhin zwei im Wettbewerb stehende Anbieter von Vertriebsdienstleistungen ihre Konzepte vor. Herr Bestmann betonte, dass der Vertrieb oftmals noch als reine Distributionsfunktion gesehen wird, obwohl er den Kernprozess für den Verkauf von Fahrscheinen und das Erzielen von Einnahmen darstellt. Er geht davon aus, dass der Prozess noch deutliche Potenziale zur Kostensenkung und Erlössteigerungen bietet. Daher positioniert sich der Vertriebsbereich der Hochbahn als konzernübergreifender Dienstleister, der es Verkehrsunternehmen ermöglicht, ihren Kunden eine zeitgemäße und bedarfsgerechte Vertriebslandschaft anzubieten.

Martin Oellers stellte eindrucksvoll die innovativen Konzepte der DB Vertrieb GmbH dar, insbesondere im Bereich Internetvertrieb, E-Ticketing sowie Kundeninformation über soziale Netzwerke wie facebook und twitter, und betonte, dass die Produkte und Dienstleistungen seines Unternehmens so ausgelegt sind, dass sie verbund- und unternehmensübergreifend eingesetzt werden können und einen Mehrwert für die gesamte Branche schaffen. Dies gilt insbesondere auch für den Bereich Cash-Logistik, in dem sich DB-Vertrieb bundesweit als Dienstleister mit speziell auf Bedürfnisse von Verkehrsunternehmen zugeschnittener Expertise etabliert hat.

Insgesamt konnten Teilnehmer und Veranstalter auf ein rundherum gelungenes Transportation-Forum mit spannenden Vorträgen, engagiert geführten Diskussionen und einem stimmigen Rahmenprogramm zurückblicken. „Wir freuen uns sehr über die positiven Rückmeldungen und die zahlreichen Impulse, die uns die Veranstaltung für unsere Beratungsarbeit gegeben hat. Mit Sicherheit werden wir das Transportation-Forum auch nächstes Jahr fortführen“, so die drei Geschäftsführer der BSL Transportation Consultants Oliver Drümmer, Klaus Emmerich und Mathias Lahrmann.

Das Programm der Fachtagung kann nach wie vor hier heruntergeladen werden, und hier haben Sie die Möglichkeit zum Download der diesjährigen Beiträge (passwortgeschützt).

Für Fragen zum Forum wenden Sie sich gern direkt an uns per E-Mail an forum@bsl-transportation.com

28. September 2011